Menschen schreiben Geschichte
Die Arbeit als Disponent:in einer Leitstelle hat sich über die Jahre hinweg stark verändert. Die Aufgaben wurden immer vielfältiger und die Arbeitsmittel immer technischer. Niemand könnte besser darüber berichten, als "altgediente" Disponenten :)
Lassen Sie sich mitnehmen in eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist...
Interview 1
Ich bin gelernter Baufacharbeiter und habe auch erstmal in dem Beruf gearbeitet. Es war zu DDR-Zeiten übrigens auch Bedingung, einen handwerklichen Beruf zu haben, wenn man bei der Feuerwehr anfangen möchte.
Damals hatte ich aber noch gar nicht den Wunsch gehabt, bei der Feuerwehr zu arbeiten. Nach meinem Wehrdienst wurde ich 1978 angeworben und bin dann halt zur Feuerwehr gegangen. Ich habe sofort mit der Arbeit angefangen und ein Jahr später den „Grundlehrgang Feuerwehr“ gemacht.
Hier auf dem Hof war damals vieles noch ganz anders. Wir haben bei der Feuerwehr fast alles allein gemacht. So hatten wir in Frankfurt zum Beispiel eine eigene Tischlerei, eine Kfz-Werkstatt und eine eigene Tankstelle auf dem Feuerwehrgelände, die regelmäßig betankt wurde. Wir haben uns viel selbst geholfen, unsere Gerätschaften in Schuss gehalten und nur selten externe Werkstätten gebraucht. Deshalb machte die handwerkliche Ausbildung auch Sinn.
Noch einige Jahre vor der Wende bin ich Disponent geworden. Wieder wurde ich angefragt und so bin ich in der Leitstelle gelandet. Die war damals noch im gleichen Gebäude, wie die Feuerwehr. Damals war das noch mehr getrennt. So habe ich nur die Anrufe disponiert, die für die Feuerwehr waren. Der Rettungsdienst war extra. Die politische Bedingung war eine Parteimitgliedschaft. Wir haben zu zweit im 24-Stunden-Rhythmus gearbeitet. Insgesamt waren wir fünf
Mitarbeiter. Einer war immer noch zusätzlich als Reserve geplant. Computer hatten wir so damals auch noch nicht. Wir hatten ein Einsatztagebuch, in dem wir alles wichtige, wie die Einsätze und die verschickten Einsatzmittel, festhielten. Technisch sah es so aus, dass wir Leiterplatten hatten. Die haben wir selbst gelötet und dann, natürlich nummeriert, in einen riesigen Schrank gesteckt, der voller Platinen war. Die lösten einen Alarm zu einem bestimmten Stichwort aus. Wie heute gab es feste Vorgaben, was bei welchem Geschehen zu beschicken ist. Und auch damals wurden die Telefonate aufgezeichnet- aber mit einem Bandgerät. Bis 1990 unterstanden wir dem Polizeikreisamt, danach wurden wir gekündigt und gingen nahtlos zur Stadtverwaltung Amt 37 über.
Nach der Wende haben wir den Rettungsdienstbereich auch mit übernommen. Deshalb habe ich dann die Ausbildung zum Rettungssanitäter und 1993 die Feuerwehrausbildung zum Gruppenführer absolviert. Es wurde auch nach jemandem gesucht, der sich um den technischen Bereich kümmern möchte. So fing ich auch an, mich um die technische Betreuung zu kümmern. Ich ließ mich in Aachen dafür schulen. Es gab in der Leitstelle immer mehr Technik, die versorgt und beherrscht werden musste. So war es auch eine Aufgabe, alle Straßennamen im Versorgungsgebiet einzupflegen.
So bin ich nach und nach in den Technikbereich gerutscht, in dem ich heute ausschließlich arbeite. Ich habe damals aber noch lange weiter als Disponent gearbeitet. Die Arbeit ist auch immer mehr geworden. Ich kann mich erinnern,
dass es vor der Wende um die Weihnachtszeit öfter brannte, weil die Menschen noch echte Kerzen am Weihnachtsbaum hatten. Das gibt es jetzt kaum noch - ist ja fast alles elektrisch.
Bis 2006 hatten wir in der Leitstelle eine Zweier-Besetzung. Einer war für den Rettungsdienstbereich verantwortlich und einer für den Feuerwehrbereich. Dann gab es einen Zusammenschluss der Leitstellen. Die Landkreise Märkisch-Oderland und der Landkreis-Oder-Spree kamen (auch mit Mitarbeiter) dazu und wir zogen gemeinsam in ein neues Gebäude auf dem Gelände der Berufsfeuerwehr in Frankfurt (Oder).
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